"Die Glieder der Syrisch-Orthodoxen Kirche sind die direkten Nachfahren der Ureinwohner Syriens, des Libanons, Palästinas, Kleinasiens, sowie Ober- und Untermesopotamiens."
Mor Ignatius Zakka Iwas I., Patriarch von Antiochien und Oberhaupt der universalen Syrisch-Orthodoxen Kirche[1]
Die Geschichte des syrischen Volkes beginnt lange vor Christi Geburt im Vorderen Orient.
Das Land Syrien, dass sich damals über das Gebiet zwischen dem Euphrat im Osten, dem Taurus Gebirge im Norden, der Mittelmeerküste im Westen und der Halbinsel Sinai im Süden erstreckte, war seit alters her Schauplatz von Wanderungen und Kriegen zahlreicher Völker.
Historische Funde belegen schon im 4. Jahrtausend v. Chr. die Besiedelung einzelner Gebiete durch die Kanaanäer (auch Phönizier, biblisch Kanaaniter oder Sidonier, heutige Nachfahren leben im Libanon) und Hunniten. Im 2. Jahrtausend a. c.[2] eroberten die Assyrer das Land, um es für rund eintausend Jahre in ihrer Herrschaft zu behalten. In den Gebieten, die von den Assyrern bedroht und zeitweise auch beherrscht wurden, lebten unter anderem die aramäischen Stämme[3], die ursprünglich aus dem Nordrand der arabischen Wüste kommend in Mesopotamien und Syrien sesshaft geworden waren. Ihre Sprache war ein nordwest-semitischer Dialekt, der bald zu einer der drei ältesten bezeugten und heute noch gesprochenen Sprachen der Welt gehören sollte (neben Griechisch und Chinesisch). Trotz der politischen Macht der Assyrer waren es die Aramäer, die kulturell den wichtigsten Einfluss auf das Land ausübten: man sprach aramäisch.
334 a. c. unterwarf Alexander der Große das Persische Reich und führte Griechisch als Amtssprache ein. In dieser Zeit tauchte erstmals der Name "Syrer", (griechisch "syroi" bzw. "syrioi"), der von den Griechen in ihren Schriften benutzt wurde. Die früheste Erwähnung des Namens findet sich deshalb auch beim griechischen Historiker Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr.
Die Gründe dafür sind heute nur vage bekannt: Eine Theorie besagt, dass ca. 200 v. Chr. eine bedeutende Stadt am Mittellauf des Tigris, die nach ihrem Stadtgott Assur oder Aschschur benannt war, durch Lautverschiebungen zum Namensgeber wurde (Assur - Assuria - Suria - Syrien).
Eine andere Theorie erzählt von einem "König Syros, der vor der Zeit des Moses lebte"[1]. Als Herrscher der Aramäer und Regent Mesopotamiens könnte auch er es gewesen sein, auf den der Name "Syrer" zurückzuführen ist.
[1] Severius Ishak Saka: Meine syrische Kirche. 1985, S. 22
Das Aramäische verlor während der Herrschaft der Griechen seine Pflege und Stellung in den Beamtenschulen, blieb jedoch als Volkssprache weiterhin in Gebrauch. Es war nur eine Frage der Zeit bis sich, ohne verbindende Schule, in verschiedenen Regionen neue Dialekte der Sprache ausprägten: In den zum Mittelmeer gelegenen Teilen entwickelte sich das Westaramäische, das dem Reichsaramäisch der Perserzeit noch am nächsten kommt. In Mesopotamien hingegen setzte sich das Ostaramäische durch. Durch die Vorherrschaft der griechischen Sprache im meeresnahen Westen sind nur verhältnismäßig wenige Schriften im West-Aramäischen erschaffen worden, das Ostaramäische entwickelte sich dagegen weiter und ist als Schriftsprache heute noch in drei Formen erhalten: Als jüdisch-babylonisches Aramäisch im babylonischen Talmud, als Mandäisch im Schrifttum einer gnostischen Sekte und als Schriftsprache der aramäischen Christen.
64 v. Chr. wurde Syrien schließlich zur Provinz des Römischen Reichs und das 300 v. Chr. durch Seleukos I., dem Enkel Alexander des Großen, am Fluss Orontes gegründete Antiochien zur Hauptstadt. Von der Kulturmetropole Edessa (im syrischen "Urhay", im Alten Testament "Ur", heute Urfa), das nördlich von Aleppo im Südosten der heutigen Türkei liegt, breitete sich die christlich aramäische Schriftsprache immer weiter in Syrien aus. Da dies, vor allem östlich von Antiochien, die Sprache der Evangelisierung und später der Liturgie der ersten christlichen Bevölkerung des Vorderen Orients war, nannte man sie seitdem "Syrer", auch als Synonym für Christen, und ihre Sprache "syrisch".
395 n. Chr. ging Syrien an das Oströmische Reich (Byzanz) über. 612 gelang dem Perserkönig Khosroes II. die Einnahme Syriens. Diese Herrschaft dauerte aber nicht lange: 634 begann langsam der arabische Einfluss zu wirken. 635 wurden Damaskus und 637 Antiochien erobert. Nachdem das Land Schauplatz der Kreuzfahrerkriege geworden war, die schließlich von Sultan Saladin beendet wurden, folgten 1240 die Chorasmier, später die Mongolen und 1400 die Tartaren unter der Führung Timurs.
Von 1517 bis 1918 war Syrien Teil des osmanischen Reiches, nur der Einmarsch Napoleons 1799 erschütterte das Land kurzzeitig. 1920 wurde Syrien nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unter französisches Völkerbundmandat gestellt. 1944 erhielt das Land seine Unabhängigkeit. 1958 entstand mit der Vereinigung zwischen Syrien und Ägypten kurz die Vereinigte Arabische Republik. 1961 zerbrach diese Union jedoch und Syrien wurde wieder in Arabische Republik Syrien umbenannt.